SpitzenleistungNetzteil
Sinusdauerleistung
Rauschleistung
Musikleistung
wirkliche Dauerleistung
PMPO
Der Verstärker hat das elektrische Eingangssignal in eine
proportionale
Ausgangsspannung zu wandeln, und dabei das Signal ansonsten so wenig
wie
möglich zu verändern. Er ist also ein
Spannungsverstärker.
Die Eingangsspannung beträgt 200 .. 300 mV und die
Eingangsimpedanz
einige 10 kOhm (typisch 47 kOhm). Am Ausgang sind Lautsprecher mit
Widerständen
im Bereich von 4 .. 16 Ohm angeschlossen. Um an diesen kleinen
Lastwiderständen
eine hohe Leistung zu erzeugen, sind recht hohe Ströme von einigen
Ampere und Spannungen von einigen 10 V nötig.
Der AV-Receiver JVC-RX-701 enthält 7 Verstärkerkanäle. Der Handel bewirbt das Gerät mit "7 x 170W". In den technischen Daten ist angegeben, das jeder der 7 Kanäle immerhin 130W RMS (root mean square) abgeben kann. Die Stromaufnahme des Verstärkers (aus dem Stromnetz) wird aber mit nur 180 W angegeben. Wie schafft es JVC aus nur 180W elektrischer Leistung 1190W bzw. 910W RMS zu erzeugen? Gar nicht.
Es ist ja auch nicht nötig. Es wird nie vorkommen, das im 7-Kanal-Sound eines Films alle 7 Kanäle exakt zur gleichen Zeit ein extrem lautes Geräusch enthalten, für das dann jeder Kanal 130 W abgeben müsste. Das wäre auch für den Zuschauer nicht gerade angenehm. Die von allen Kanälen zusammen und gleichzeitig abzugebende Leistung wird also durch die Stromversorgung des Verstärkers begrenzt.
Ein einzelner Kanal kann aber durchaus eine sehr hohe Leistung
abgeben,
wenn die anderen Kanäle gerade kein nennenswertes Signal erzeugen
müssen, und dem einen Kanal fast die gesamte Netzteilleistung
exklusiv
zur Verfügung steht.
Spitzenleistung (dynamische
Ausgangsleistung)
Angenommen, das Netzteil liefert eine Versorgungsspannung von +30V
& -30V. Ein Verstärkerkanal könnte daraus einen
Sinus
mit maximal 60 Vp-p (Spannung zwischen den Spitzen des Sinussignals)
erzeugen.
Das ist eine Wechselspannung mit 21,2 VAC.
Sinusdauerleistung
Wenn ein Verstärkerkanal 50W an den Lautsprecher abgibt, dann
erzeugt er dabei auch erhebliche Abwärme. Die muss mit
Kühlblechen
und natürlicher Luftströmung oder sogar Lüftern aus dem
Verstärker abgeführt werden. Gelingt das nicht, dann
überhitzt
der Verstärker nach kurzer Zeit, und eine Sicherheitsabschaltung
deaktiviert
(hoffentlich) den Verstärkerkanal. Die Leistung die der
Verstärker
kontinuierlich
abgeben kann, ohne zu überhitzen ist die Sinus-Dauerleistung. Sie
liegt deutlich unter der Spitzenleistung.
Rauschleistung
Die Rauschleistung entspricht prinzipiell der Sinusdauerleistung.
Anstelle eines
Sinustones
(eine einzelne Frequenz) wird als Testsignal aber rosa Rauschen
verwendet,
das alle Frequenzen enthält. Damit soll ein der realen Musik
näherkommendes
Testszenario geschaffen werden.
Musikleistung
Nun ist Musik ja zum Glück kein gleichmäßiger Dauerton
(oder rosa Rauschen)
konstanter Leistung, sondern recht dynamisch. Sie besteht aus recht
lauten
Tönen, zwischen denen leisere Passagen liegen. Deshalb dürfen
die Lautstärkespitzen so hoch sein, dass der Verstärker dabei
deutlich mehr als die Musikleistung erzeugen muss (darf aber die
Spitzenleistung
nicht überschreiten). In den leiseren Passagen kühlt er dann
wieder ab.
Als Musikleistung wird das doppelte der Sinusdauerleistung angegeben.
Man geht dann davon aus, das der Verstärker bei der
Verstärkung
von Musik mit Musikleistung im Durchschnitt genausoviel Hitze erzeugt
und
genausoviel Leistung vom Netzteil benötigt, wie bei
Sinusdauerleistung
mit einem Sinus-Ton.
wirkliche Dauerleistung
Das Netzteil ist nicht dafür ausgelegt, dass der Verstärker
längere Zeit Sinusdauerleistung bzw. Musikleistung abgibt.
Transformatoren
sind im Verstärkerbau ein erheblicher Kostenfaktor. Sie werden nur
für 60% der Last bemessen, die für die Sinusdauerleistung
nötig wäre. Wenn also beiden Kanälen eines
Stereoverstärkers auf
einer
Party die Sinusdauerleistung abverlangt wird, dann wird dabei der Trafo
des Netzteils überlastet. Das bedeutet, der Trafo entwickelt in
seinem
Innern mehr Hitze als er an die Umwelt abgeben kann. Er heizt sich auf.
Über eine kurze Zeit ist das kein Problem. Nach ca. einer Stunde
ist
es dann aber so weit: Der Trafo hat die kritische Temperatur erreicht,
und eine Thermosicherung mitten im Trafo löst aus. Das ist dann
das
Ende für den Trafo.
Man sollte einen Verstärker also niemals über einen
längeren
Zeitraum mit mehr als 50% der angegebenen Musik- bzw. Sinusdauerlast
betreiben.
PMPO Wir haben gesehen, dass die Musikleistung höher ist als die Sinusleistung, da in der Musik laute Töne jeweils nur kurzzeitig auftreten. Werbestrategen haben das weitergedacht, und überlegen, welche Leistung ein Verstärker ohne Überhitzung abgeben könnte, wenn er nur wenige Millisekunden arbeiten müsste. Dann erhält man Werte, die z.B. der 10-fachen Musikleistung entsprechen (es kann aber auch mal die 50-fache sein), dann werden auch noch alle Verstärkerkanäle zusammenaddiert. Einheitliche Berechnungsverfahren existieren aber nicht. Die so ermittelte PMPO-Leistung ist natürlich Blödsinn, da sich aus Versorgungsspannung und Lautsprecherimpedanz schon eine Spitzenleistung errechnet, die prinzipiell nicht überschritten werden kann, auch nicht kurzfristig. PMPO-Angaben finden man oft auf aktiven Computer-Lautsprechern (wie auf nebenstehender Abbildung zu sehen) und Billig-Audio-Geräten. Man sollte sie einfach ignorieren. |
Das typische Verstärkernetzteil besteht aus einem Netzfilter,
einem
großen Transformator mit zwei Sekundärwicklungen (oder einer
Sekundärwicklung mit Mittelanzapfung), Diodengleichrichtern und
großen
Siebkondensatoren.
Es stellt gleich große, positive und negative Gleichspannungen
bereit,
deren Höhe von der Spitzenleistung des Verstärkers
abhängt.
Typisch sind etwa ±30V .. ±40V.
Auf eine Regelung/Stabilisierung wird meist verzichtet.
Der Trafo ist für ca. 60% der
Verstärkerdauerleistung
ausgelegt.
In letzter Zeit werden auch Schaltnetzteile eingesetzt.
Der Verstärker sollte alle hörbaren Frequenzen genau
gleich
verstärken. Ein guter Wert wäre z.B. 10 Hz .. 20
kHz
±0,5dB.
Im Verstärkerdatenblatt findet man aber meist nur den Frequenzgang
für 3 dB.
Wenn der Drummer auf die Trommel schlägt, dann drückt er das Trommelfell der Trommel ein, und an der Unterseite der Trommel wird eine positive Druckwelle abgegeben. Dieser Klang beginnt also mit einem erhöhten Luftdruck. Um das genau zu reproduzieren, muss die Lautsprechermembran bei diesem Klang mit einer Bewegung auf den Zuhörer zu beginnen.
Erreichbar ist das nur, wenn alle Geräte in der Audiokette die
Phase des Signals (wenigstens bei niedrigen Frequenzen) nicht
verändern.
Verstärker mit glimmenden Elektronenröhren gelten als besonders edel. Klingen sie auch besser?
Erst einmal hat die Elektronenröhre gegenüber dem normalen Transistor tatsächlich zwei Vorteile:
Röhren sind nicht in der Lage, große Ströme zu erzeugen. Deshalb ist es (meistens) unmöglich, mit der Röhre einen Lautsprecher direkt anzusteuern. Man benötigt einen Transformator, der als Ausgangsübertrager das Röhrensignal (hohe Spannung, kleiner Strom) in ein lautsprecherkompatibles Signal (kleinere Spannung, großer Strom) umwandelt. Durch unterschiedliche Abzapfungen für 4-Ohm- und 8-Ohm-Lautsprecher, kann man den Verstärker optimal an die verwendeten Lautsprecher anpassen. Dieser Übertrager muss hohe Leistungen in einem weiten Frequenzband übertragen. Um das mit geringen Verlusten zu schaffen ist spezielles Kernmaterial nötig.
Die unterschiedlichen Ausgangstrafoanzapfungen sind auch dringend
nötig,
denn die erzielbare Ausgangsleistung ist vergleichsweise gering. Meist
werden EL34-Pentodenröhren eingesetzt. Die maximal zulässige
Anodenverlustleistung einer EL34 liegt bei 25W. Ein Paar EL34 erlaubt
unter
normalen Betriebsbedingungen bis zu 60W an 8 Ohm und bis zu 40W an 4
Ohm.
Im Extremfall lassen sich bei 800V-Betriebsspannung mit 2 EL34 bis zu
100W
erzeugen (bei 5% Verzerrungen).
Röhrenklang
Verglichen mit modernen Halbleiterverstärkern ist der Frequenzgang
eines
Röhrenverstärkers bescheiden, und auch die Verzerrungen
liegen
höher. Moderne Transistorverstärker sind den
Röhrenverstärkern
in allen wichtigen Parametern (Linearität, Leistung,
Dämpfungsfaktor,
Klirrfaktor, Zuverlässigkeit, Sicherheit...) klar überlegen.
Der "Röhrenklang" ist aber kein Mythos. Er entsteht im
Wesentlichen
durch Verzerrungen (in der 2. Oberwelle). Es ist also eine
Beschädigung
der Musik, die für das geschulte Ohr hörbar ist. Wer
Verzerrungen
mag und sich daran gewöhnt hat, der mag auch
Röhrenverstärker.
Viele Leute finden ja auch eine Harley-Davidson klasse oder pflegen am
Wochenende einen Trabant - jeder hat sein Hobby.
Mancher mag einwenden, dass Musiker bei ihren Auftritten
Röhrenverstärker
benutzen. Und sie schlussfolgern daraus, dass man die so aufgenommene
Musik
auch am besten mit Röhrenverstärkern wiedergibt. Das ist
ungefähr
so logisch, wie der Versuch, ein Rembrandtgemälde mit einem in
Ölfarbe
getränkten Pinsel abzutasten, um die Struktur des Bildes zu
erfühlen.
Musiker benutzen Röhrenverstärker in erster Linie als
Effektgeräte.
Eine E-Gitarre hat allein keinen interessanten Klang. Erst durch die
Rückkopplung
über Verstärker und Lautsprecher entsteht der Klang, und die
Verzerrungen in dieser Schleife sind für den Charakter des Klangs
verantwortlich. Der Musiker braucht also einen verzerrenden
Verstärker,
dessen Verzerrungen er auch noch gezielt einstellen kann. Dafür
sind
Röhren gut geeignet. Der Röhrenverstärker ist für
den Musiker also ein
Instrument
zur Verfremdung bzw. Gestaltung des Klangs. Es gibt keinen Grund das zu
Hause noch mal zu wiederholen, die Musik ist schon fertig gestaltet auf
die CD gepresst worden.
Sicherheit
In Röhrenverstärkern gibt es ungesunde Spannungen und
Temperaturen. Das Anodenblech der Röhre wird mit einigen 10W (in
der
EL34 z.B. 25W) aufgeheizt. Konstruktionsbedingt können solche
Röhren
die Hitze schlecht abführen (Anode im Vakuum von Glas umgeben), so
dass für die Konvektionskühlung die
Röhrenoberfläche
extrem heiß werden muss. Bis zu 250°C sind möglich.
Da Röhren nur kleine Ausgangsströme abgeben können (100
.. 150 mA) erfordern große Leistungen auch große
Spannungen.
Typische Anodenspannungen liegen im Bereich von 100V ... 800V.
Das Gehäuse des Verstärkers muss also
berührungssicher
aufgebaut sein. In der Regel ist das auch der Fall, aber aus optischen
Gründen erlauben die Hersteller oft einen Aufbau mit frei
stehenden
Röhren ohne Schutzkäfig. So nett das auch aussieht, ist es
doch
gefährlich. Ein versehentliches Berühren der Röhren kann
zu Verbrennungen und zu Schreckreaktionen führen. Geht ein
Röhrensockel
zu Bruch, dann liegt die Anode mit einigen 100V frei. Aus diesen
Gründen
sollten die Röhren stets durch einen Schutzkäfig vor
Berührung
geschützt werden.
Schon ein einzelner Sekt-Spritzer der beim Öffnen der Flasche
entweicht und auf den heißen Röhrenkolben trifft, führt
zu dessen augenblicklichen Zerstörung.