Ein erster wichtiger Schritt ist die Minimierung des Stromverbrauchs des HTPC durch Beschränkung auf das Wesentliche. Durch Probieren bestimme ich den Verbrauch meiner Einzelkomponenten des HTPC wie folgt:
7 W - DVB-Premium-Karte
7 W - HDD
3 W - CD-ROM (standby)
33 W - Rest (Mainboard, CPU, RAM)
Das von mir ausgewählte Mainboard mit dem Duron 700 erwies sich als Energieverschwender, darann war im Nachhinein aber nichts mehr zu ändern. Da der Einsatz von mindestens 2 DVB-Karten vorgesehen ist, muss das Schaltnetzteil (SNT) primär 60W bereitstellen. Um die dadurch produzierte Hitze aus dem Gehäuse abzutransportieren müssen pro Stunde wenigstens 11 qm Luft aus dem Gehäuse abgesaugt werden.
Eine typische Netzteileffektivität von 75% lässt im
SNT
weitere 20 W Hitze entstehen. Primär nimmt der HTPC also 80 W auf.
Dadurch erhöht sich der nötige Kühlluftstrom auf 15
qm/h.
Ein 60-mm-Lüfter kann diese Bedingungen bei 2500 rpm geradeso
erfüllen,
er ist dabei aber auch schon deutlich hörbar. Ein 80mm-Lüfter
benötigt für diese Aufgabe deutlich weniger als 2000 rpm, ist
aber schwieriger zu montieren.
Normale SFX-Netzteile (90°-airflow) mit leisem 80-mm-Lüfter passen leider nicht in das Gehäuse, da deren Lüfter mit dem CPU-Kühler kollidieren. Nur Netzteile mit deutlich lauterem 60-mm-Lüfter an der Rückseite (180°-airflow) passen. Ich erstehe bei Ebay einen solchen 150W-Typ.
Das 150-W-Netzteil hat einen internen
60mm-Lüfter,
der mit ca. 3000 rpm viel Lärm macht. Ich entferne ihn. Um den
Luftstrom
durch das Netzteil zu verbessern entferne ich das Lüftergitter mit
einem Dremel und demontiere auch den Netzspannungsumschalter. Am
Lüfterloch
montiere ich extern einen besseren 60mm-Lüfter, und schließe
ihn an 5V an, um die Drehzahl zu verringern. Das
Lüftergeräusch
war nun erträglich, aber noch nicht wirklich befriedigend.
Außerdem
war die Ablufttemperatur des Netzteils im Dauerbetrieb bedenklich hoch.
Bei offenem Gehäuse erreichte sie 45°C und bei geschlossenem
Gehäuse
50°C (bei 25°C Zimmertemperatur). Am Lufteinlass des Netzteils
maß ich 32°C. Das entspräche einem Luftstrom von nur 4
qm/h.
Durch den probeweisen Einsatz zweier gedrosselter
(2000 rpm) 60-mm-Lüfter zum Entlüften des Gehäuses sank
die Temperatur am Luftaustritt des SNT auf 38°C. Da gibt es
noch
viel zu tun.
Im Labor belastete ich das Netzteil primär mit 57 W, wobei es 79 W aus dem Stromnetz aufnahm. Das entspricht einem Wirkungsgrad von 72%. Das ist durchaus typisch, bedeutet aber auch, das das Netzteil selbst 22 W Hitze erzeugt. Nach einem mehrminütigen Testlauf ohne Kühlung unter Last hatte sich der Gleichrichterkühlkörper so stark erwärmt, dass man ihn nicht mehr anfassen konnte. Der Kühlkörper der Schalttransistoren war dagegen nur reichlich handwarm (Vorsicht mit solchen Experimenten. Der Schalttransitor-Kühlkörper liegt auf der primären Seite des Netzteils, und das Anfassen desselben im Betrieb und auch danach (ohne spezielle Sicherheitsmaßnahmen) ist lebensgefährlich. Fachwissen und Sicherheitsmaßnahmen sind für solche Experimente unabdingbar.)
Ich mass die Geschwindigkeit der Erwärmung der
Kühlkörper,
um die von den Gleichrichtern an den Kühlkörper abgegebene
Wärmemänge
festzustellen. Daraus lässt sich die Wärmeenergie
ableiten,
die die Gleichrichter erzeugen. Ich schlage pauschal 0,5W für
jeden
aktiven Gleichrichter auf das Messergebnis auf, um die Wärmeabgabe
durch die Pins auf die Leiterplatte zu berücksichtigen. In der
Tabelle
habe ich auch die zu erwartenden Verluste annähernd berechnet,
wobei
die Umschaltverluste in den Dioden nicht berücksichtigt sind.
Gemessene
wie berechnete Werte liegen alle im selben Bereich.
Last | Strom 12V/5V/3,3V | sek. Last [W] | Wärme [W] | Wärme +Pins | errechnete Wärme [W] |
gesamt (1. Messung) | 2A / 4,5A / 3,3A | 57 W | 4,2 W | 5,7 W | 1,6 + 2,25 + 1,65 = 5,5 W |
gesamt (2. Messung) | 2A / 4,5A / 3,3A | 57 W | 4,7 W | 6,2 W | 1,6 + 2,25 + 1,65 = 5,5 W |
nur +5V | - / 4,5A / - | 22 W | 1,8 W | 2,3 W | 0 + 2,25 + 0 = 2,25 W |
nur +5V & +3,3V | - / 4,5A / 3,3A | 32 W | 3,2 W | 4,2 W | 0 + 2,25 + 1,65 = 3,9 W |
Die Gleichrichter schlagen in der SNT-Effektivität mit ca 10% Verlust zu Buche. Das ist der größte Verlustposten im SNT. Die auf die gleiche Art&Weise ermittelten Verluste der primären Schalttransistoren liegen dagegen deutlich unter 2W.
Die sekundären Gleichrichterdioden
limitieren
den Wirkungsgrad eines SNT erheblich. Ich habe in meinem Netzteil
Flussspannungen
von 0,8 V bzw 0,5 V an den Gleichrichtern gemessen. Wenn z.B. die Last
auf alle drei Spannungen gleich verteilt wäre, ergibt sich auch
rechnerisch
Wirkungsgradverlust von fast 10 % durch die Sperrspannung der
Gleichrichter.
Je stärker die Belastung auf der 3,3 V-Leitung ist, umso schlimmer
ist das Ergebnis.
Spannungspfad | Diodenflussspannung | Verlust | Lastverteilung | Anteil am Gesamtverlust |
12 VDC | 0,8 V | 6 % | 33 % | 2 % |
5 VDC | 0,5 V | 9 % | 33 % | 3 % |
3,3 VDC | 0,5 V | 13 % | 33 % | 4,3 % |
S = 9,3 % |
Als einfaches Mittel zur Erhöhung der
Effizienz
des Netzteils bietet sich der Tausch der sekundären Gleichrichter
an. Ich schätze, das die 12V-Gleichrichter mit Pulsströmen
von
5A, und der 3,3V- und der 5V-Gleichrichter mit jeweils 7A belastet
werden.
Die dabei an den verwendeten billigen Shottky-Gleichrichtern (BYQ28E,
STPS2015CT)
auftretenden Flussspannungen betragen 0,8V bzw. 0,5V. Bessere
Typen
(40CPQ040 von IR, bei RS für 5,05 €) bringen es nur auf 0,2V
bzw. 0,3V. Dadurch lassen sich etwa 3W Hitze einsparen. Im 5V und
3,3V-Zweig
ließen sich auch preiswertere Dioden (MBR2535CTL, bei RS für
1,34 €) mit einem Spannungsabfall von 0,35 V einsetzen. Die
brächten
immer noch 2,2 W Einsparung. Der Wirkungsgrad des Netzteils verbessert
sich um 3%.
Spannungspfad | Diodenflussspannung | Verlust | Lastverteilung | Anteil am Gesamtverlust |
12 VDC | 0,3 V | 2,5 % | 33 % | 0,8 % |
5 VDC | 0,35 V | 7 % | 33 % | 2,3 % |
3,3 VDC | 0,35 V | 10 % | 33 % | 3,3 % |
S = 6,4 % |
Nach dem Wechsel der Gleichrichter, erwärmte sich das
Gleichrichterkühlblech
langsamer als das Transistorkühlblech. Vorher war es umgekehrt.
Ich
bin zufrieden.
Der Verax-Lüfert reicht zwar für das Netzteil aus, ist aber nicht stark genug, um auch das Gehäuse zu 'entlüften'. Ein zusätzlicher 80-mm-Gehäuselüfter ist nötig, um die insgesamt 80W Hitze aus dem PC abzuführen.