Das muss für die Musikindustrie ein Schock gewesen sein! Während sie recht erfolglos versuchte, hochauflösende CD-Nachfolger-Formate in den Markt zu drücken (um die ganze Musik noch ein weiteres Mal verkaufen zu können), setzte sich MP-3 als neues Musikformat durch. Der Kunde (jedenfalls der durchschnittliche) ist mit der Klangqualität der CD zufrieden. Anstelle eines (angeblich) besseren Klangs einer SA-CD will er die MP-3-Schrumpfmusik, und die kann er sogar aus den vorhandenen CDs mit Hilfe eines Computers selbst erstellen.
Wenn man sich einmal die Klangparameter der CD anschaut, dann ist es rätselhaft, welche Verbesserung SA-CD bringen soll. Eine sofort deutlich hörbare Verbesserung kann es nicht geben. Welche Vorteile bietet SA-CD gegenüber CD ansonsten noch? - Gar keine. Natürlich kauft das kaum jemand.
Und MP-3?
MP-3 kann deutlich schlechter klingen als eine CD, muss es
aber
nicht. Insofern sind die klanglichen Nachteile von MP-3 für die
meisten Menschen marginal. MP-3
bietet aber auch handfeste Vorteile: Nur mit komprimierten
Musikformaten
(wie MP-3) lassen sich heutzutage große Mengen Musik auf
digitalen
Medien speichern. In einer mobilen Gesellschaft ist das ein deutlicher
Nutzen für den Kunden.
MP-3 versucht aus der Musik all die Töne zu entfernen, die das
durchschnittliche Gehör sowieso nicht wahrnehmen würde, weil
sie
von anderen Tönen verdeckt werden. Ob MP-3 gut klingt, hängt
also
wesentlich davon ab, wie "durchschnittlich" das eigene Gehör ist.
Menschen mit Hörschäden werden deshalb mit MP-3 weniger
zufrieden sein,
als Menschen mit einem intakten Gehör.
Aber auch Menschen mit einem intakten, gut trainiertem Gehör
rümpfen über MP-3 oftmals die Nase.
Klar ist, das der Klang schlechter werden muss, je stärker
man die Musik komprimiert. Für mich persönlich ist eine
MP3-Datenrate
von 128kBit-JS das Minimum für unbeschwerten Musikgenuss.
Für
Musiktitel die ich gut kenne und schätze verwende ich wenigstens
192kBit-JS-VBR.
Eine höhere Datenrate ist für mich nicht nötig, ich
höre
dort keinen Unterschied mehr. Die Ansprüche sind
naturgemäß
von Mensch zu Mensch verschieden. Ich empfehle deshalb einen Blindtest
durchzuführen, um die persönlichen Bedürfnisse
herauszufinden.
MP3-Blindtest
Man wählt von einer CD einen Musiktitel aus, den man gut kennt,
und
der in guter Qualität vorliegt. Es sollte aber nicht der
Lieblingssong
sein, da man ihn vielleicht später nie mehr hören
möchte.
Man gibt die CD mit dem Titel einem guten Freund und beauftragt
ihn,
den Titel mit verschiedenen Bitraten sowie in Stereo, Joint-Stereo
(JS),
und Joint-Stereo mit variabler Bitrate (JS-VBR) in MP-3 zu wandeln. Die
verschiedenen MP3-Files sowie die original-CD-Version des Titels soll
er
dann in zufälliger Reihenfolge auf eine Audio-CD brennen. Welcher
Track der CD nun welcher MP3-Version (bzw. der originalen CD-Version)
entspricht,
soll er notieren und geheim halten. Dann gibt er die CD an dich
zurück.
Nun nimm dir ein paar Tage Zeit, um die die Titel der Test-CD
anzuhören
und deren Klang zu bewerten. Schreibe deine Bewertungen der
Klangqualität
aller Tracks auf. Wichtig ist es, den Freund nicht dabei zu haben, und
mit
ihm überhaupt nicht über dieses Thema zu sprechen, bis der
Test
beendet ist.
Nun vergleiche deine schriftlichen Bewertungen mit den
MP3-Einstellungen
(Bitrate, JS, VBR...), die den Tracks zugrunde lagen, und du
weißt,
welche MP3-Qualität du nicht mehr vom Original unterscheiden
kannst.
Das ist deine persönliche MP3-Mindestanforderung.
"Joint-Stereo" (JS) und "Variable Bit Rate" (VBR) ermöglichen
eine
effektivere Nutzung der MP3-Bitrate, ohne negativen Einfluss auf
den
Klang. Diese Optionen sollten also genutzt werden.
Jede echte, originale Audio-CD (also keine Un-CD),
die man besitzt (also nicht nur geborgt hat), darf man für den
Gebrauch
im eigenen Haushalt in das MP3-Format wandeln.
Von Un-CDs sollte man dagegen die Finger lassen. Man lässt
sie am Besten im Händler-Regal stehen.
Musik von Download-Portalen wird meistens in einem anderen Format
als
MP3 angeboten, um DRM (digital rights managemant) einbinden zu
können.
Ob man diese Musikformate in 10 Jahren noch wird abspielen können,
ist alles andere als sicher. Hat man aber mit dem Download auch das
Recht
auf wenigstens 1-maliges Brennen auf einen Audio-CD erworben, kann man
den Titel über den Umweg der Audio-CD auch in das MP3-Format
wandeln.
(Die ID3-Informationen gehen aber verloren, und müssen von Hand
wieder
eingetragen werden.) Da dabei der Kopierschutz nicht vom Nutzer
umgangen
wird, sollte es in der Regel keine rechtlichen Probleme geben, aber ein
Blick in die Nutzungsbedingungen der Anbieter schafft im Zweifelsfalle
Klarheit. So verbieten z.B. die Nutzungsbedingungen von iTunes das
Entfernen
des Kopierschutzes.
Wie ich schon erwähnte ist eine Musikdatei mit DRM nicht
zukunftssicher.
Wenn ein Online-Musik-Portal das Entfernen des DRM über den
Audio-CD-Umweg
verbietet, und auch keine DRM-freien Musikdateien anbietet, dann sollte
man die Finger von solchen Angeboten lassen, und abwarten, bis die
Musikindustrie
endlich aufwacht, und dem Kunden für sein Geld ein vollwertiges
(also
DRM-freies) Produkt anbietet.