Einleitung
Motorleistung
Wie
groß
muss der Akku sein?
Was für
einen Motorsteller braucht man?
Die Wahl
des
Motors
Die
Luftschraube
Zusammenfassung
Datensammlungen
,
Software
Ganz anders geht die Antriebsdimensionierung im Elektroflug vor sich. Ein schwerer Akku speichert weniger als 1% der Energie, die in einem gleich schweren Benzintank enthalten ist. Hier wird um jedes Gramm Gewicht und um jedes Prozent Wirkungsgrad gekämpft. Von Leistungsüberschuss habe ich Elektroflieger noch nie reden hören. Um ein ansprechendes Flugzeug zu erhalten, ist eine genaue Abstimmung von Flugzeug, Akku, Motorsteller, Motor und Luftschraube nötig.
Die Wahl eines
geeigneten
Antriebs für ein Flugmodell ist nicht ganz einfach. Viele
Motorhersteller
bieten dem Modellbauer an, für sein Modell eine geeignetes
Antriebsset
(Motor + Motorsteller + Akku) zu ermitteln. Dabei kommt dann
natürlich
ein Set des Herstellers heraus. Ein paar grundlegende Gedanken
kann
sich
aber zu diesem Problem jeder selber machen.
Ein 1,5 kg schweres
Modell
soll mit 150 W/kg motorisiert werden. Daraus lässt sich die
nötige
Motorleistung errechnen, die üblicherweise nicht in
Pferdestärken
sondern in Watt (W) angegeben wird.
Beispiel:
Gewicht : 1,5 kg
gewünschtes
Leistungsgewicht:
150 W/kg
nötige elektrische
Leistung: P = 1,5 kg x 150 W/kg = 225 W Motorleistung
Solange der Motor
läuft
verbraucht er Treibstoff, in unserem Fall elektrische Energie
aus dem
Akku.
Die für eine bestimmte Motorlaufzeit nötige Energie ist das
Produkt
aus der Motorleistung und der Motorlaufzeit (Vollgas).
Beispiel:
Vollastmotorlaufzeit:
3
Minuten = 0,05 Stunden
Akkuenergie: E = 225
W x
0,05 h = 11,25 Wh
Damit steht fest, wieviel Energie ein Akku speichern muss, wenn er für 3 Minuten einen 225 W verbrauchenden Motor antreiben soll. Akkus werden aber nicht nach Energie E sondern nach Spannung U und Kapazität Q verkauft.
Akkukapazität Q
Um beim Vergleich von
Akkuenergie
und Benzin zu bleiben: Benzin kann je nach Volumen
unterschiedlich viel
Energie enthalten. SuperPlus enthält bei gleichem Volumen mehr
Energie
als Normalbenzin. Beim Akku entspricht sozusagen der Brennwert
der
Akkuspannung
U und das Volumen der Akkukapazität Q.
E = Q x U
Jeder Akku besteht
aus
einzelnen
Zellen, die je eine Spannung von ca 1,2 Volt (V) liefern. Soll
ein
7-Zellen-Akku
benutzt werden, so hat dieser eine Spannung von etwa
U = 7 x 1,2 V =
8,4
V.
Aus dem Fluggewicht
und
der erwünschten Flugleistung haben wir schon die nötige
Akkuenergie
E bestimmt. Für eine bestimmte Akkuspannung kann man nun die
nötige
Akkukapazität Q ausrechnen.
Akkukapazität = Akkuenergie / Akkuspannung = E / U = 11,25 Wh / 8,4 V = 1,34 Ah = 1340 mAh.
Ein 7-Zellen-Akku
mit
einer
Kapazität von 1400 mAh wäre also geeignet.
Weiter unten kann man
sehen,
das in diesem Beispiel die Akkus mit einem Strom von 30 A
belastet
werden.
Das verlangt gute Hochstromzellen (z.B. Sanyo).
I = P / U
Beispiel:
elektrische Leistung
P =
225 W
Akkuspannung: U = 8,4
V
I = P / U = 225 W / 8,4 V = 27 A
Falls der Akku bei
diesem
Strom auf 7,7 V zusammenbricht (1,1V pro Zelle) steigt der zu
entnehmende
Strom sogar auf 29 A. Der Motorsteller sollte also 3 Minuten
lang einen
Strom von 30 A verkraften können.
Da das Modell recht
leicht
ist, kann man vielleicht auf einen zusätzlichen Empfängerakku
verzichten, wenn der Motorsteller einen BEC-Ausgang
hat.
Da
man bei 3 Minuten Motorlaufzeit zwischendurch noch segeln
wird,
empfiehlt sich eine Klappluftschraube. Die verlangt nach einem
Motorsteller
mit Bremse.
Leerlaufdrehzahl
nleer
Die Leerlaufdrehzahl
erreicht
ein Motor bei seiner Nennspannung (z.B. 8,4 V) wenn er ohne
mechanische
Last (also ohne Luftschraube) betrieben wird. Dieser Wert ist
eigentlich
für alle Motoren angegeben. Bei Leerlaufdrehzahl zieht der
Motor
einen
Leerlaufstrom "Ileer"
aus dem Akku und verbrauch eine Leerlaufleistung Pleer.
Damit kompensiert er nur die inneren Verluste.
Pleer = Ileer x U
unter Last
Belastet man den
Motor mit
einer Luftschraube, so muss er "mehr arbeiten" um zusätzlich
zu sich selbst auch noch die Luftschraube zu drehen. Dadurch
steigt der
aufgenommene Strom und die Drehzahl sinkt. Je größer und
steiler
die Luftschraube ist, um so mehr Strom zieht der Motor und um
so
langsamer
dreht er sich. Hält man den Motor schließlich fest, erreicht
der Strom seinen Maximalwert: den Blockierstrom Imax.
Da sich der Motor nun nicht mehr dreht, gibt er auch keine
mechanische
Leistung ab. Die abgegebene Leistung ist folglich im mittleren
Drehzahlbereich
am größten. In der Mitte seines Drehzahlbereichs ist auch
die
Stromaufnahme in der Mitte zwischen dem Leerlaufstrom und dem
Blockierstrom.
Da der Leerlaufstrom nur 1..3 A beträgt, hat ein Motor, der
bei
halber
Leerlaufdrehzahl 27 A zieht, einen Blockierstrom von 54 A.
Soll der
Motor
schon bei 2/3 seiner Leerlaufdrehzahl 30 A ziehen, ergibt sich
ein
Blockierstrom
von 81 A.
Geeignet wäre in diesem Beispiel ein 8,4-V-Motor, der einen Blockierstrom von 60 ... 90 A aufweist. Leider geben nicht alle Motorhersteller den Blockierstrom ihrer Motoren an. Aber z.B. Graupner ist da auskunftsfreudig.
Folgende Grafik verdeutlicht die Zusammenhänge am Beispiel eines Motors mit einer Leerlaufdrehzahl von 12000/min und einem Blockierstrom von 90A :
Die Grafik zeigt für unser Beispiel die elektrische Leistung Pelektrisch die der Motor vom Akku bekommt (rote Linie) und die mechanische Leistung Pmech, die der Motor über seine Achse an die Luftschraube abgibt (gelbe Linie) über den gesamten Drehzahlbereich (0 - 12000). Da die Akkuspannung immer gleich ist, erreicht man eine niedrige Drehzahl durch eine große Luftschraube und eine hohe Drehzahl durch eine kleine Luftschraube.
Mit steigender Drehzahl (kleinerer Luftschraube) sinkt zwar die vom Motor aufgenommene elektrische Leistung (rot), aber der Anteil der Leistung der dann auch in mechanische Leistung (gelb) umgewandelt wird steigt.
Der Wirkungsgrad des Motors (türkise Linie) steigt also mit der Drehzahl an, und erreicht bei knapp 11000 Umdrehungen/Minute sein Maximum.Bei einer kleinen hochtourenden Luftschraube sind also die Motorverluste am Kleinsten. Allerdings ist die Leistung des Motors bei diesen hohen Drehzahlen zu klein zum fliegen.
Man muss auch berücksichtigen, dass die Luftschraube bei der Wandlung der mechanischen Leistung in Vortrieb Verluste hat. Große (also langsamer drehende) Luftschrauben sind effektiver als kleine (hochtourige) Luftschrauben.
Der Kompromiss ist eine Drehzahl von etwa 2/3 der Leerlaufdrehzahl. In unserem Fall ergibt sich bei einer Drehzahl von 9000 Umdrehungen pro Minute ein Wirkungsgrad von ca 70%. Der Motor verbrät dabei 30% der elektrischen Leistung, das sind 225 W x 30% = 67,5 W. Dem Motordatenblatt ist zu entnehmen, ob der Motor das aushält, und ob er gekühlt werden muss (Luftstrom).
Falls die effektiven Drehzahlbereiche von Luftschraube und Motor nicht in Übereinstimmung zu bringen sind, muss ein Getriebe den hochtourigen Motor an die niedrigtourige Luftschraube anpassen. So ein Getriebe hat natürlich zusätzliche Verluste. In unserem Beispiel benutze ich den getriebelosen Direktantrieb.
Hat man sich z.B. für einen 8,4 V-Motor mit 90-A Kurzschlussstrom entschieden, der eine Leerlaufdrehzahl von 12000/min aufweist, so liegt der gewünschte Arbeitspunkt des Motors bei 9000/min. Die Luftschraube sollte also für diese Drehzahl zugelassen sein.
mechanische
Leistung
Bei 9000/min sollte
die
Luftschraube den Motor genau so sehr belasten, dass der Motor
30 A
Strom aufnimmt. Von den 225 W elektrischer Leistung kommen an
der
Luftschraube
noch ca 70% an, der Rest sind Verluste des Motors. Die
Schraube bekommt
also
Pmech = Pelektrisch x Wirkungsgrad = 225 W x 70% = 160 W
Die mechanische Leistung Pmech ist das Produkt aus Drehzahl n und Drehmoment M.
Die Drehzahl ist schon festgelegt. Die Luftschraube muss bei 9000/min also ein Drehmoment von 160W / 9000/min = 160 W / (150Hz x 2 x 3,1415) =0,17 Nm aufweisen. Leider verraten die Hersteller uns die Drehmomente ihrer Luftschrauben nicht. Da ist ein anderer Weg zur idealen Luftschraube nötig.
Einer führt
über
die Homepage von
W.Geck
Das Drehmoment ist
proportional
zum Quadrat der Drehzahl. Das heißt M = const x n x n, wobei
const
ein konstanter Wert einer bestimmten Luftschraube ist. Damit
ist die
mechanische
Leistung proportional zur dritten Potenz der Drehzahl (hoch
3). Mit
anderen
Worten: für die doppelte Drehzahl braucht man die 8fache
Leistung.
Die doppelte Leistung ist schon für eine 1,26fachen Drehzahl
nötig.
Herr Willhelm Geck
hat
für
viele Luftschrauben die Drehzahl bei einer aufgenommene
mechanischen
Leistung
von 100 W ermittelt (n100W)
und auf seiner Homepage veröffentlicht. Da die Drehzahl
proportional
der Kubikwurzel der mechanischen Leistung ist, kann man aus
diesem Wert
die Drehzahl für jede Leistung oder die Leistung für jede
Drehzahl
bestimmen.
Das nötige n100W
lässt sich wie folgt berechnen:
Beispiel:
n100W
= n x 4,64 / Kubikwurzel (Pmechanisch)
= 9000 x 4,64 / Kubikwurzel(160) = 9000 x 4,64 / 5,43 = 7690
Jede Luftschraube aus
Gecks
Tabellen mit einem n100W-Wert
von
ca.
7690 belastet unseren Motor also richtig, und sorgt für
eine
Drehzahl von 9000.
Nun hat jede
Luftschraube
aber eine Steigung und einen Durchmesser. Kleine Schrauben mit
großer
Steigung können die gleichen Drehmomente und n100W-Werte
haben wie große Schrauben mit kleiner Steigung.
Das Drehmoment der Luftschraube hängt (neben der Drehzahl) von ihrem Durchmesser, ihrer Steigung und von ihrer aerodynamischen Qualität ab. Der Hersteller gibt den Durchmesser und die Steigung in Zoll (bzw. Zoll-pro-Umdrehung) an.
Steigung
Die Steigung der
Luftschraube
bestimmt zusammen mit der Drehzahl die maximale
Fluggeschwindigkeit des
Modells. Deshalb sollte man sich zunächst um die Steigung der
Luftschraube
Gedanken machen.
Soll das Modell z.B.
20
m/s (72 km/h) schnell fliegen, so muss die Luftschraube die
Luft
mit
etwa der 1,5 .. 2 fachen Geschwindigkeit "nach hinten
schrauben". Der
Propellerluftstrom
sollte also 30 m/s erreichen. Daraus und aus der
Arbeitsdrehzahl
unseres
Antriebs kann man die nötige Steigung der Luftschraube in Zoll
errechnen.
Steigung [Zoll] = Luftstrahlgeschwindigkeit [m/s] x 2360 / Drehzahl [/min]
Für unser Beispiel
ergibt
sich
Steigung [Zoll] = 30
m/s
x 2360 / 9000/min = 7,86 Zoll.
Als Luftschraube kommt also eine ??X8 in Frage. Diese Schraube ergibt bei 9000 Umdrehungen/Minute einen Luftstrahl mit einer Geschwindigkeit von 30,5 m/s.
Durchmesser
Damit steht die
Steigung
fest, und nun wählt man einen Durchmesser, der den Motor genau
in
gewünschtem Maße belastet. Dazu bräuchte man aber
eigentlich
Luftschraubendaten, die der Hersteller nicht nennt. Folgende
empirisch
ermittelte Formel hilft, versagt aber bei extremen
Luftschraubenmaßen:
Durchmesser [Zoll] = Kubikwurzel(Leistung) [W] x 14500 / Drehzahl [/min]
Für unser Beispiel
ergibt
sich also:
Durchmesser =
Kubikwurzel(160)
x 14500 / 9000 = 5,43 x 14500 / 9000 = 8,75 Zoll
Eine Luftschraube mit
den
Maßen 9x8 könnte also in etwa die gewünschten
Eigenschaften
haben. Je nach Hersteller kann aber auch eine 10x8 oder eine
11x8 die
richtige
Wahl sein.
In den Listen von Geck findet sich z.B. eine APC 9x8 mit einem n100W von 7260 /min. Die nehmen wir. Für diese Schraube ergibt sich bei 160 W mechanischer Leistung eine Drehzahl von 8490 /min. Die etwas verringerte Drehzahl führt ihrerseits aber zu etwas höheren mechanischen und elektrischen Leistungen (siehe Motordiagramm) und etwas schlechterem Motorwirkungsgrad. Aber so in etwa kommt das schon hin, insbesondere, da die etwas höhere mechanische Leistung wieder zu einer erhöhten Drehzahl führt. Irgendwo zwischen 8500 und 9000 Umdrehungen wird sich unser Antriebspaket einpendeln.
Schub
Der Schub der
Luftschraube
errechnet sich grob nach folgender Formel:
Schub [N] = 2 x Pmechanisch [W] / Luftstrahlgeschwindigkeit [m/s] = 2 x 160 W / 30,5 m/s = 10,5 N
Das ist etwa 1 kg Schub, und das sollte für ein 1,5 kg schweres Modell mehr als ausreichen. Allerdings ist die Berechnung von Luftschrauben sehr ungenau. Ihr Wirkungsgrad und ihre aerodynamische Qualität sind in der Regel unbekannt. So kann der Schub auch vielleicht nur halb so groß sein.