In einer Fernsehdokumentation zum Thema 'Geldnoten und
Geldnotenfälschung' hörte ich einmal den Satz: "Ziel der
Notenbanken war es, jeden Schritt der Geldherstellung so
kompliziert wie möglich zu machen und damit den Fälschern das
Handwerk zu erschweren." Das erinnerte mich ein wenig an die
manuelle Herstellung von Platinen. Diese Herstellung erfolgt in
einer Reihe von Schritten, und bei keinem der Schritte kann man
sich Nachlässigkeit leisten. Man muss jeden Schritt absolut
sorgfältig ausführen, nur dann wird man am Ende mit einer guten
Platine belohnt.
Ich beschreibe hier oft mehrere Möglichkeiten für jeden
Arbeitsschritt obwohl ich selber einen festen "Workflow" habe. Die
zusätzlich beschriebenen Verfahren sind oftmals für Anfänger
gedacht, deren Werkstattausrüstung noch nicht sehr umfangreich
ist.
Layouterstellung |
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Zum Belichten |
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Zum Entwickeln und Ätzen |
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Material/Hilfsmittel/Werkzeug |
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Zeit |
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Als Zeichenprogramm für einfache Leiterplatten benutze ich
übrigens CorelDraw. Für maßhaltige schwarze Linien,
Kreise und Flächen (also Leiterbahnen) war das aber völlig
ausreichend. Layouts entwerfe ich positiv (Kupfer = schwarz, kein Kupfer = nichts = weiß) und in der Ansicht von der Bestückungsseite her. Dadurch vermeidet man Verwechslungen bei IC-Pin-Belegungen. Der Entwurf ist damit spiegelbildlich, was für den folgenden fotochemischen Prozess ohnehin nötig ist. Man sollte unbedingt etwas Text (spiegelbildlich!) im Layout vorsehen. Dadurch erkennt man später auf einen Blick die Vorder- und Rückseite des Layouts. Wie ich solche CDR-Dateien erstelle sieht man am linken Bild oder an Beispielen aus der Projekte-Seite. |
Grundregeln:
Die besten Ausdrucke habe ich mit einem hochauflösendem
Tintenstrahldrucker (meinem uralten Epson Stylus Foto)
auf HP-Transparentfolie (HP Premium Inkjet Transparency Film, HP
C3835A, leider sehr teuer) erhalten. Diese Folie fühlt sich auf
einer Seite rau an. Diese Seite ist zu bedrucken. Die raue
Oberflächenstruktur verhindert das Verlaufen der Tinte. Es ist
unbedingt im Druckertreiber als Druckmedium "Photo Quality Glossy
Film" einzustellen und die höchste Ausdruckqualität auszuwählen,
ansonsten werden die schwarzen Flächen nicht blickdicht. (In der
Einstellung "Ink Jet Transparencies" schaltet der Drucker dagegen
auf 360 dpi herunter, was zu nichtdeckender Tintenauftragung
führt.) Ein Düsentest vor dem Ausdruck vermeidet unangenehme
Überraschungen in Form von horizontalen weißen Linien.
Wer einen anderen Drucker benutzt sollte wenigstens 600 DPI
einstellen können. Keinen Erfolg hatte ich mit einem
Billig-HP-Deskjet, der nur 300 DPI konnte. Der Tintenauftrag war
je nach Treibereinstellung nicht flächendeckend oder mit grüner
Tinte vermischt. (Das mag ja auf Papier sinnvoll sein, aber nicht
bei Belichtungsvorlagen.) Auch ein HP-Deskjet 600 (300 DPI)
brachte nur mäßige Ergebnisse (Beste Ergebnisse in der Einstellung
Spezialpapier, aber nicht blickdicht).
Ein Canon Pixma MP780 (4800x1200 dpi) deckte immer noch etwas
schlechter als mein betagter Epson-Stylus-Photo (720 dpi). Hier
heißt es also mit allen erreichbaren Druckern experimentieren, um
das beste Druckresultat zu erzielen.
(Die alte Tintenstahler-Druckerfolie HP51630S-CX JetSeries Transparency Film ist
übrigens völlig ungeeignet, da hier die Farbe abperlt.)
Tintenstrahlerausdrucke werden nach einigen Jahren verschwommen
und bekommen einen grünlichen Farbstich. Dann sind sie
unbrauchbar. Das sollte beachten, wer ein Archiv der Folien für
spätere Verwendung anlegt.
Wer mit der Transparentfolie keine blickdichten Ausdrucke erzielt
(oder falls die Transparentfolie zu teuer ist), kann alternativ
folgende preiswerte Lösung versuchen. Man druckt auf normalem
Papier für Tintenstrahldrucker mit bestmöglicher
Auflösung. Durch das Aufsaugen/Verlaufen der Tinte ist ein
blickdichter Ausdruck viel einfacher zu erzielen. Der getrocknete
Ausdruck wird dann mit Sonnenblumenöl (man kann
auch Pausklar aus der Spraydose von Conrad verwenden) eingerieben,
wodurch die unbedruckten Stellen für das UV-Licht transparent
werden. (danke Bodo)
Ein Laserdrucker liefert nicht ganz so gute
Ergebnisse wie der Epson-Stylus-Foto, ist aber ausreichend. Dazu
druckt man auf Transparentpapier. Ein Stück dieses dünnen
Transparentpapiers wird dazu mit Tesa-Film auf einem normalen
Blatt Druckerpapier fixiert, ansonsten gibt es Papierstau. Der
Tesa-Film übersteht die heißen Fixierwalzen des Druckers
überraschend gut. Es empfiehlt sich, zunächst einen Probedruck auf
ein normales Blatt Papier anzufertigen, dann in der nötigen Größe
Transparentpapier zuzuschneiden. Dieses Transparentpapierstück
wird dann auf einem neuen Blatt Papier an der Position des
Layout-Probeausdrucks fixiert. Dazu nur einen Streifen Tesa am
oberen Ende des Transparentpapiers benutzen. Das untere Ende des
Transparents bleibt locker (vermeidet Falten). Nun wird das Blatt
noch mal in den Drucker eingeführt und der Ausdruck (nun auf dem
Stück Transparentpapier) wiederholt.
Alle Druckertreibereinstellungen, die das Schwarz noch "schwärzer"
machen sollte man nutzen. Trotzdem wird man ein Ergebnis erhalten,
das etwas Licht durchscheinen lässt. Es empfiehlt sich mit einem
schwarzen Tuschestift nachzuarbeiten.
Der Schwärzungsgrad des Ausdrucks ist offensichtlich stark vom
Fabrikat des Druckers abhängig. Mit HP-Druckern hatte ich eher
schlechte Erfahrungen gemacht. Per Email erhielt ich den Hinweis,
dass ein Brother-Drucker ein brauchbares Ergebnis lieferte. Mein
Test mit einem OKIlaser14ex war ebenfalls zufriedenstellend, aber
nicht perfekt.
Bei Conrad gibt es ein Tonerverdichterspray, mit dem man
die bedruckte Folie einsprühen soll, um das Druckergebnis zu
verbessern. Allerdings erhöht es natürlich nicht die Menge des
aufgetragenen Toners auf der Folie. Mein Test dieses Tonersprays
ergab keine nennenswerte Verbesserung des Druckergebnisses.
Falls das Druckergebnis bei Tintenstrahl oder Laserdrucker
trotz aller Mühe nicht blickdicht wird, kann man das Layout auch
mehrfach drucken, und die Ausdrucke passgenau übereinander legen.
Das funktioniert für einfache Layouts gut. Bei sehr filigranen
Layouts ist das aber nicht einfach, da keine zwei Ausdrucke exakt
deckungsgleich sind. Das ist wohl weniger ein Problem der
Druckermechanik als der bedruckten Blätter. Papier dehnt sich aus
und schrumpft je nach Feuchtigkeit, Folien werden wahrscheinlich
durch die heißen Fixierwalzen des Laserdruckers verzerrt. Mit Öl
getränktes Papier wird mit Sicherheit auch quellen.
Ein weiteres Problem der mehrfach-Layouts ist, das die
Farbschichten der einzelnen Ausdrucke nicht direkt aufeinander
liegen, sondern durch eine Papier- oder Folie-Schicht getrennt
sind. Dort kann sich Streulicht ausbreiten..
Trotzdem liefert diese Technik für nicht allzu filigrane Layouts
gute Ergebnisse.
Mit sogenannter Transferfolie für Laserdrucker habe ich keine so
guten Erfahrungen gemacht. Vielleicht hatte ich da die Tricks noch
nicht so raus, vielleicht verspricht hier auch die Werbung zuviel.
Ich bleibe bei der Fotochemie.
Andere Bastler haben sehr
gute Erfahrung mit der Direkttonermethode gemacht.
Ideal: professionelle
Filmbelichter
Für digitale Röntgengeräte gibt es Belichter, die die
schwarz-weiß-Aufnahmen auf lichtempfindliche Transparentfolie
(also Filmmaterial) belichten und diese entwickeln. Die gleiche
Technik hat natürlich auch jede Leiterplattenfirma. Wenn ein
Anbieter für Privatkunden solche Folien für ein paar Cent
belichten und entwickeln würde, könnte man sich viel Arbeit
ersparen. Bei Papierbildern ist dieser Service schon lange
üblich (auch wenn die Fotolabore dort nicht maßhaltig arbeiten).
Es gibt im Internet tatsächlich einige Anbieter, die genau das für
bastler-freundliche Preise anbieten. Dazu sucht man im Web nach
"Leiterplattenfilm". Typische Kosten sind 7 Euro für eine 20cm x
20 cm große Folie (einschließlich Versandt). Wenn man gleich
mehrere Folien belichten lässt (um Versandkosten zu sparen) sind
die paar Euro eine lohnende Investition, die einem viele Sorgen
und Probleme ersparen kann. Die Qualität solcher Folien
(insbesondere die Blickdichte der schwarzen Bereiche) kann man mit
haushaltsüblichen Druckmethoden nicht annähernd erreichen.
Ein Anbieter, mit dem ich gute Erfahrungen gemacht habe, ist http://www.so-pbdl.de/leiterplattenfilme.htm.
Für die meisten Anwendungen reichen einseitige Platinen. Oft kann eine zweite Platinenseite vermieden werden, wenn man sich nicht scheut einige Drahtbrücken zu verwenden. Wer extreme Miniaturisierung betreibt, kann eine zweiseitige Platine beidseitig mit SMD-Bauteilen bestücken und dadurch viel Platz sparen. Dabei sind dann auch die Ansprüche an die Passgenauigkeit der beiden Seiten nicht so hoch.
Dünne Platinen sind preiswerter, können sich aber verbiegen, was
Leiterbahnen und Bauelemente belastet, ich nutze 1,5 mm dickes
Material.Wirklich notwendig ist dünneres Material für
Hochfrequenzanwendungen, bei denen man auf zweiseitige Platinen
Leiterbahnen mit festgelegter Impedanz erstellen muss. Eine
Leiterbahn mit Z=50 Ohm wird bei 1,5mm dickem Material viel zu
breit. hier verwendet man zweiseitiges Material mit 0,8 mm Dicke.
Eine Kupferschichtdicke von 35 µm klingt wenig, ist aber
normalerweise völlig ausreichend. Nur bei Hochstromschaltungen
(Motorregler, Transverter ...) sind Platinen mit 70 µm
Kupferschichtdicke sinnvoll.
Lagerfähigkeit
Fotobeschichtetes Basismaterial sollte kühl und trocken gelagert
werden (z.B.in luftdichter Plastiktüte im Kühlschrank) und ist
etwa 1 Jahr lang verwendbar. Soweit die Theorie. In der Praxis
kann man das Material deutlich länger lagern. Ich habe original
Bungard-Platinen nach 3,5 Jahren, nach 7 Jahren und nach 9,5
Jahren Lagerung getestet. Die Platinen lagen nicht im Kühlschrank,
sondern im Keller an einem trockenen Platz. Auch nach so langer
Lagerung gab es an bei Belichtung und Entwicklung der Platinen
keine Auffälligkeiten. Der Fotolack hatte nicht gelitten.
Allerdings machte der Klebstoff der Schutzfolien Probleme. Beim
Abziehen der Folie vom Lack blieben im Platinenrandbereich
schwarze Kleberrückstände haften. Mit einem Küchentuch, dass ich
mit Feuerzeugbenzin benetzt hatte konnte ich die Kleberreste mit
einem Wisch entfernen. Beim späteren Entwickeln viel dann auf,
dass die abgewischten Randbereiche viel schneller entwickelt
wurden, als der Rest der Platine. Seitdem wische ich nach dem
Abziehend der Folie von überlagerten Platinen zunächst die
Platinenränder ab, um die sichtbaren Kleberreste zu entfernen.
Danach wische ich mit einem neuen Tuch die gesamte Platinenfläche
kurz ab. Dabei verwende ich jeweils nur wenig Feuerzeugbenzin und
wische nur ein mal über die Oberfläche, um den Lack nicht zu
beschädigen.
Die so behandelten
Bungard-Platinen waren voll einsetzbar.
Mit überlagerten Platinen anderer Hersteller habe ich allerdings
deutlich schlechtere Erfahrungen gemacht. Auch bei denen blieben
offensichtlich Reste des Klebers auf dem Fotolack zurück, es war
aber nicht möglich, diese Reste so problemlos zu entfernen.
Ich spreche selten Empfehlungen für bestimmte Markenprodukte aus,
aber Bungard hat mich bisher nie enttäuscht.
Zusammenfassung:
Meine Standardplatine für 95% aller Anwendungen sind einseitig
beschichtete Bungard-Platinen aus Glasfasermaterial (FR4) mit 1,5
mm Dicke.
Die Platine wird zunächst auf das benötigte Maß
zurechtgeschnitten, und dann vom zugeschnittenen Stück die
Schutzfolie entfernt. Da der Lack kaum tageslichtempfindlich
ist, kann das (wenn man schnell arbeitet) bei normaler
Beleuchtung geschehen.
Die Platine wird mit der Fotolackschicht nach oben auf den Schaumstoff gelegt. Das spiegelbildlich ausgedruckte Layout wird mit der Druckseite auf die Platine gelegt. Damit ist das Layout wieder seitenrichtig, und zwischen Fotolack und Druckerfarbe ist kein Abstand für störendes Streulicht. Darauf kommt nun die saubere Glasplatte. Sie hat die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das Layout plan auf der Platine aufliegt und nicht verrutscht. |
Nun folgt der kritischste Abschnitt der Platinenerstellung - die Belichtung. Kritisch ist dabei die Belichtungszeit. Ich befestige die Lampe ca. 15 cm über der Platine und belichte dann 6 Minuten. Das ist des Ergebnis einer Belichtungstestreihe. Diese Zeit hängt aber von vielen Faktoren ab, und muss deshalb von jedem selbst ausprobiert werden.
Muss es doch mal eine zweiseitige Platine sein, müssen beide Layouts ausgedruckt und präzise zu einer Tasche verklebt (Tesa) werden. In diese Tasche wird die Platine zum Belichten eingelegt, und mit Tesa fixiert. Dann lassen sich nacheinander beide Seiten belichten.
Wer mit Sonnenblumenöl-Layouts arbeitet, sollte die Platine vorsichtig abwaschen, falls Öl auf die Platine gekommen ist.
Noch mal zum Abstand zwischen Lampe und Platine:
Die Dichte der UV-Strahlung, die an der Platine ankommt ist extrem
von der Entfernung zur Lampe abhängig (1/quadratisch). Ein
Halbieren des Abstandes vervierfacht die Strahlungsleistung, und
viertelt die nötige Belichtungsdauer. Aus drei Gründen sollte man
aber nicht zu dicht mit der Lampe an die Platine herangehen.:
Zum Ausprobieren kann man auch eine normale 100W-Glühbirne verwenden. Bei 15 cm Abstand zur Leiterplatte ergeben sich aber Belichtungszeiten von ca. 30 Minuten.
Ideal ist ein Belichtungsgerät, das
man für über 200 € kaufen kann, oder das man sich aus einem alten Scanner und ein paar
UV-Leuchtstofflampen selber baut.
Im Entwicklerbad werden die belichteten Stellen des Fotolacks aufgelöst. Das ist bei vielen Platinen-Fabrikaten (aber nicht bei allen) zunächst mit einer Violettverfärbung der belichteten Lacks verbunden. Dieser violette Lack löst sich dann im Entwicklerbad auf.
Nach 15 .. 20 Sekunden im Entwicklerbad, wird das Layout sichtbar. Durch bewegen der Fotoschale mit dem Entwicklerbad sorgt man dafür, dass die Entwicklerflüssigkeit den entwickelten Lack von der Platine "spült". Nach ca. 1/2 Minute entnehme ich die Platine aus dem Entwicklerbad und spüle sie unter dem Wasserhahn ab, dabei tritt das Layout der zukünftigen Leiterplatte hervor. Allerdings nicht farblich (wie beim Entwickeln von Filmmaterial) sondern eher plastisch: farbloser Lack auf nacktem Kupfer.
Es ist wichtig, dass aller Lackreste von den belichteten Stellen
entfernt werden. Dazu kann man die Platine unter fließendem Wasser
vorsichtig abreiben (mit den Fingern im Latexhandschuh oder einem
sauberen weichen Lappen). Ein mittelharter Wasserstrahl tut es
aber in der Regel auch. Danach tauche ich die Platine noch mal für
kurze Zeit in das Entwicklerbad, um letzte Reste des belichteten
Lacks zu lösen. Danach wird wieder abgespült und dabei vorsichtig
abgerieben.
Falls nicht aller Lack in den belichteten Bereichen weg ist, dann
lieber noch etwas nachentwickeln. Bis zu 4 Minuten widerstehen die
unbelichteten Abschnitte der Entwicklerlösung meist problemlos.
(bei Tintenstrahldrucker-Layouts)
Sollte das Layout schon sofort nach dem Eintauchen der belichteten Platine in den Entwickler deutlich sichtbar sein, und der Entwicklungsprozess schon nach 10 Sekunden abgeschlossen sein, so ist vermutlich die Belichtungszeit zu lang gewesen. Nun ist äußerste Sorgfalt geboten um die Platine noch zu retten. Die unbelichteten Zonen können nun beim Ätzen leicht angegriffen werden, was sich später in vielen kleinen Löchern in der Kupferschicht zeigt. Also das Ätzen überwachen, und die Platine sofort nach dem Ätzen aus dem Ätzbad nehmen.
Anmerkung
Es gibt positive Berichte über den NaOH-freien Entwickler vom Typ
4007 (Conrad 52 88 03-xx). Mit ihm soll es fast unmöglich sein,
eine Platine über-zuentwickeln. Die belichtete Platine darf also
straffrei sehr lange im Entwickler verbleiben, ohne Schaden zu
nehmen. Das ist für eine gleichmäßige Entwicklung der Platine
(besonders bei ungleichmäßiger Belichtung) von großem Vorteil. Ich
werde das mal ausprobieren.
Bungard schreibt seinem NaOH-freien Spezialentwickler ähnliche
Eigenschaften zu (Conrad 52 87 73-xx), und mit diesem Entwickler
hatte ich sehr gute Ergebnisse, allerdings habe ich damals keine
direkten Vergleiche zu NaOH durchgeführt.
Beide NaOH-freien Entwickler kosten für 1 Liter Entwicklerlösung
ca. 1,60€. Das ist der 10-fache Preis von NaOH.
Das Ätzmittel gibt es preiswert als Pulver oder in Perlenform.
Man löst es in Wasser, bis sich kein Ätzmittel mehr lösen lässt.
Dabei entwickelt sich übrigens Wärme. Man sollte also nicht schon
mit warmem Wasser anfangen.
Nun kann man die Platine für ein paar Sekunden eintauchen, sofort
wieder entnehmen und mit Wasser gründlich abspülen. Man erkennt
nun gut, ob man beim Entwickeln Erfolg hatte. Flächen ohne
schützenden Lack werden matt. Evtl. sollte man nun noch
nachentwickeln, oder überschüssigen Lack einfach abkratzen.
Fehlender Lack lässt sich mit einem ätzfestem Lackstift ersetzen.
Dann wieder ins Ätzbad mit der Platine. Die Ätzzeit hängt stark
von der Temperatur und vom Verbrauchsgrad der Ätzlösung ab. Sie
liegt zwischen 10 Minuten und 1 Stunde. Die Platine sollte
regelmäßig bewegt werden, um frisches Ätzmittel und Sauerstoff zum
Kupfer zu "spülen".
Falls gegen Ende des Ätzvorgangs nur noch einige Kupferflecken
übrig sind, kann man diese außerhalb (besser oberhalb) des
Ätzbades mit einem Wattebausch wegwischen. Der Wattebausch wird
dazu mit Ätzmittel getränkt, und mit einer Fotozange gefasst.
Eisen-III-Chlorid ist sehr ergiebig, und kann deshalb für mehrere
Platinen verwendet werden. Zur Aufbewahrung bitte keine
Lebensmittelflaschen und keine Flaschen mit metallischem
Verschluss verwenden. Am Besten ist eine Glasflasche mit
Glasstopfen. Verbrauchte Ätzlösung ist übrigens Sondermüll und
gehört ins Ökomobil und nicht in den Abfluss!! Das trockene noch
ungelöste pulverförmige oder in Perlenform gepresste
Eisen-III-Chlorid ist stark hygroskopisch. Deshalb muss es
unbedingt in einem luftdichten Behältnis (Glas oder Plastik)
aufbewahrt werden. Ansonsten zieht es im Laufe der Zeit
Luftfeuchtigkeit an, und verwandelt sich in eine ätzende Lösung.
Amoniumpersulfat /
Natriumpersulfat
Es gibt alternative Ätzmittel wie z.B. Amoniumpersulfat oder
Natriumpersulfat. Diese moderneren Mittel sind
umweltfreundlicher und durchsichtig. Man kann den Ätzprozess also
besser beobachten und hat hinterher weniger Sondermüll. Das
Problem mit diesem "Feinätzkristall" ist die
Temperaturabhängigkeit. Unterhalb von 40°C ätzen sie so gut wie
gar nicht, oberhalb von 60°C kristallisiert das Ätzmittel aus.
(Die Kristallisation lässt sich durch Kochen wieder rückgängig
machen.) Man benötigt also ein temperaturgeregeltes Ätzbad (45 ...
50 °C). Hat man das, dann spricht alles dafür von
Eisen-III-Chlorid auf modernere Ätzmittel umzusteigen.
Wenn man die Platine in die Ätzflüssigkeit gibt, werden die
ungeschützten Platinenbereiche sofort matt. Mann erkennt dadurch
eventuelle Mängel im Fotolack (Kratzer oder nicht vollständig
entfernter Lack) schnell. Noch kann man durch übermalen von
Kratzern oder abkratzen von Lackresten korrigieren. Wenn man die
Platine dafür aus dem Ätzbad nimmt, ist sie jedesmal gründlich mit
Wasser abzuspülen.
Während des Ätzens kann man beobachten, das das Kupfer an den
Lackkanten zuerst weggeätzt wird. Große Kupferflächen
benötigen dagegen lange, bis sie vollständig abgeätzt sind.
Deshalb noch mal meine Empfehlung zum Layoutentwurf: Unbenutzte
Platienbereiche sollten als Masseflächen genutzt werden. Dann
müssen sie nicht abgeätzt werden. Man ist mit dem Ätzen schneller
fertig und man spart Ätzmittel.
Sollte auf der halb fertig geätzten Platine das Kupfer "streifig" stehen bleiben, dann war die Belichtungszeit zu kurz, und es sind feine Reste des "aufgestrichenen" Fotolacks auf der Platine zurückgeblieben. In diesem Fall sollte man die halb fertige Platine wegwerfen und es mit der doppelten Belichtungszeit noch einmal versuchen.
Die fertig geätzte Platine ist gründlich mit Wasser abzuspülen,
ansonsten arbeiten sich Ätzmittelspuren im Laufe der Zeit durch
die dünnen Leiterzüge und verursachen Monate später rätselhafte
Ausfälle. Der Foto-Lack ist lötbar, und könnte bei einfachen
Projekten auf der Platine verbleiben.Ich empfahle aber, ihn zu
entfernen (siehe unten).
Für die nähere Zukunft plane ich den Bau einer einfachen Ätzmaschine.
In einer Email beschrieb Paul seine Gurkenglasätzmaschine.
Bungard: SUR-TIN
Ich habe gute Erfahrungen mit der chemische
Verzinnung (SUR-TIN) der Firma Bungard gemacht
die sich leicht verarbeiten lässt. SUR-TIN besteht aus einer
Flüssigkeit (37%ige Schwefelsäure) und zwei Pulvern, die
nacheinander in warmen Wasser (50 Grad) aufgelöst werden.
Insbesondere die vergleichsweise niedrige Wassertemperatur
vereinfacht den Ansatz des Verzinnungsbades wesentlich. Meiner
Nase nach unterscheidet sich die Chemie bei Conrad (siehe unten)
und Bungard nicht wesentlich, aber das
nacheinander-zusammen-Mischen der einzelnen Chemikalien bei
Bungard wird mit einem deutlich besserem Auflösungsverhalten der
Pulver quittiert. Ein Unterschied zur Conrad-Verzinnung ist,
dass der Verzinnungsprozess selbständig stoppt, wenn eine
ausreichende Schichtdicke erreicht ist. Die Verweilzeit der
Platine im Bad ist also nicht kritisch.
SUR-TIN ist meiner Meinung nach auch
für Bastler ein geeignetes Verzinnungsbad.
Da wie gesagt auch die Bungard-Chemie alles andere als harmlos
ist, sind unbedingt die beiliegenden Sicherheits- und
Entsorgungsvorschriften einzuhalten.Eine
einmal angesetzte SUR-TIN-Lösung ist meiner Erfahrung nach ca. 1
Jahr lang uneingeschränkt nutzbar. Danach fällt in der Lösung
eine weißliche Substanz aus, das Verzinnen funktioniert aber
weiterhin - wahrscheinlich aber nicht mehr so effektiv. Ich habe
eine SUR-TIN-Lösung bis zu 3 Jahren genutzt. Dann war es Zeit
für eine frische Lösung.
SUR-TIN ist von allen Verzinnungen, die ich ausprobiert habe,
das mit Abstand beste Produkt. Die Lösung ist
vergleichsweise einfach anzusetzen, verzinnt sehr schnell mit
guter Schichtdicke und hält recht lange.
SUR-TIN ist z.B. bei Watterott (http://www.watterott.com/) für
knapp 16€ erhältlich.
Conrad: Glanzzinn
Bei Conrad gibt es ein weißes Pulver, das Glanzzinn
genannt wird. Das Pulver wird in heißem (ca. 90º) Wasser
aufgelöst, und die zuvor gereinigte Platine (Spirituslappen) für
einige Minuten bei Zimmertemperatur in die Lösung getaucht. (Vorsicht: giftig und ätzend)
Das Auflösen des Pulvers in 90°C-heißem
Wasser ist alles andere als einfach. Man arbeitet hier mit einer
fast kochenden, stark ätzenden, giftigen Lösung, und mir ist es
nur gelungen einen kleinen Teil des Pulvers zur Lösung zu
bringen. Dieser Schritt ist der mit Abstand gefährlichste beim
Herstellen einer Leiterplatte, und ich kann deshalb das
Conrad-Verzinnungsbad nicht ruhigen Gewissens weiterempfehlen.
Ich rate dringend dazu, nicht gleich das gesamte Pulver der
Packung zu verwenden, sondern nur ein Zehntel des Pulvers in einem
entsprechend kleinem Glas zu lösen. Das ist dann weniger
gefährlich, und die kleine Menge reicht auch schon für ein paar
Platinen.
Zehn Jahre nach meinen ersten Conrad-Glanzzinn-Experimenten habe
ich mich noch einmal an diesem Pulver versucht. Das Ergebnis war
eher noch schlechter als bei den ersten Tests. Ich versuchte (aus
Sicherheitsgründen) nur eine Teilmenge des Pulvers in einer
geringeren Wassermenge zu lösen. Wieder gelang das nur teilweise,
obwohl die Temperatur ausreichend hoch war. Nach dem Einlegen der
Platinen in die Lösung tat sich dann fast gar nichts. Erst ein
Verbleib von ca 1 Stunde ergab eine hauchdünne Zinnschicht. Das
war ernüchternd. Ich belasse nun die Platinen über Nacht in der
Lösung, dann ist die Zinnschicht brauchbar. Meine Empfehlung:
Finger weg.
Octamex: chemisch Zinn
Als alternativen Lieferanten kann ich www.octamex.de
nennen. Dort wird unter dem Namen "chemisch Zinn" eine chemische
Verzinnung verkauft, die dem SUR-TIN "sehr nahe kommt". Die
Packungsgröße reicht hier für 1 Liter, und der Preis liegt bei
9,30 Euro. Es wird problemlos an Privatpersonen geliefert.
(Nachdem man einer Erklärung zustimmt, nach der man weder
Giftgas-Ali noch Bomben-Tom oder Dynamit-Harry ist.) Die
octamex-Verzinnung ist nach dem Ansetzen innerhalb von maximal 6
Monaten zu verbrauchen, danach hat es keine Wirkung mehr. Andere
Verzinnungen lassen sich deutlich länger lagern.
Davon mal abgesehen ist diese Verzinnung einfach anzusetzen und
erbringt ein gutes Verzinnungsergebnis. Eine Verweilzeit der
Platine von wenigen Minuten in der Lösung ergibt eine gute
Beschichtung.
hw-electronics:
Chemisches Zinn
Eine weitere Quelle für chemische Verzinnung mailte mir
Matthias. Die Firma Der http://www.hw-electronics.de/
(unter Artikel>> Verbrauchsmaterial >> Chemisches
Zinn) bietet für ca. 15 Euro ein bereits fertige Lösung zum
Verzinnen an. Hier muss man also nichts mehr zusammenmixen. Das
klingt nach einer anwenderfreundlichen Lösung. Ich habe sie aber
noch nicht getestet.
Wer Glasfaserplatinen bohrt, verschleißt übrigens pro Platine
einen Standard-Bohrer. Schon nach ca. 100 Löchern wird ein
Standardbohrer stumpf.
Mit Titannitrit beschichtete Bohrer (die goldfarbenen) kosten
etwas mehr und sollen etwas länger halten. Ich habe sie aber nie
für Platinen verwendet.
Außer den normalen Standardbohrern (ca. 0,30 Euro/Stk) gibt es
Spezialbohrer mit einem auf 3,2 mm verdicktem Schaft zu einem
Vielfachen des Preises (ca. 5 Euro/Stk; 2,40 bei Reichelt). Diese
liefern hervorragende Ergebnisse (die Bohrlöcher sehen aus wie
gestanzt) und halten auch viel länger. Allerdings brechen sie bei
seitlicher Belastung, bei zu geringer Drehzahl und wenn man sie
versehentlich fallen lässt sehr schnell ab, da sie im Vergleich zu
Standardbohrern viel spröder sind. Ihr Einsatz lohnt
ausschließlich in einer kleinen Ständerbohrmaschine mit >10000
upm. Dann liefern sie aber exzellente Ergebnisse.
(Ich habe einmal 3 Stück innerhalb von 5 Minuten abgebrochen. Erst
nachdem ich schon beim ersten Loch nacheinander 2 Bohrer
abgebrochen hatte, bemerkte ich die viel zu geringe Drehzahl von
5000 upm. Nach der Erhöhung auf 20000 upm bohrte ich einige
wunderschöne Löcher. Beim anschließenden Bohrerwechsel fiel der
dritte Bohrer dann auf den gefliesten Fußboden - exitus. Von den
so geopferten 15 Euro hätte ich 50 Standardbohrer kaufen können.)
Vorbereitung:
Zum Beginn des Lötens sollte Bauelement und die Leiterplatte frei
von Oxydschichten sein. Ist die Leiterplatte wie oben
vorbereitet, ist die schon mal o.k.. Bedrahtete Bauelemente liegen
manchmal jahrelang beim Händler oder Bastler im Regal. Ihre
Anschlussdrähte sollten kurz vor dem Löten mit sehr feinem
Sandpapier leicht abgerieben werden.
Flussmittel:
Grundsätzlich sollte man nur mit einem Flussmittel löten.
Fast alle Lötzinn-Sorten enthalten deshalb eine Kolophoniumader.
Zusätzlich kann man in Spiritus gelöstes Kolophonium auf die
Lötstelle auftragen. Ist der Lötkolben zu heiß, "verbrennt" das
Kolophonium zu einer schwarzen Kruste und wirkt nicht mehr.
Praktisch sind Flussmittelstifte. Das sind mit Flussmittel
gefüllte Filzstifte, die z.B. bei Reichelt unter 10 Euro kosten.
Man sollte darauf achten eine "No-Clean" Version zu kaufen. Das in
diesen Stiften verwendete Flussmittel hinterlässt beim Löten auf
der Platine kaum Rückstände. Dadurch minimiert sich der
abschließende Reinigungsaufwand.
Lötzinn:
Es gibt das klassische Lötzinn mit Blei und bleifreies Lötzinn.
Bleifreies Lötzinn verkompliziert den Lötprozess. Man sollte
deshalb bleihaltiges Lötzinn verwenden, solange man noch welches
bekommt. Der Anteil an der Blei-Umweltverschmutzung, den die
Elektronikbastler zu verantworten haben, ist vernachlässigbar
klein.
Für filigrane Lötstellen empfiehlt sich eine sehr dünner
Lötzinndraht mit maximal 0,5mm Durchmesser. Dadurch kann man die
Lötzinnmenge an der Lötstelle genau dosieren. So dünner Lötdraht
enthält oft kein Flussmittel, die Lötstelle muss deshalb vorab
z.B. mit einem Flussmittelstift benetzt werden.
Für größere Lötstellen kann man dickeren Lötdraht mit enthaltener
Flussmittelader verwenden.
Löten:
Der häufigste Fehler ist das zu kurze Erhitzen der
Lötstelle. Dadurch wird nicht richtig gelötet, sondern nur
zusammengepappt. Man sollte in aller Ruhe abwarten, bis das
Lötzinn schön an der Lötstelle läuft und die Platine und den
Bauelementeanschluss "benetzt" hat (ca. 2-3 Sekunden). Ansonsten
hat man an seinen Lötstellen keine dauerhafte Freude. Bauelemente
sind bei weitem nicht so hitzeempfindlich wie man denkt.
Dieses Foto zeigt typische
Anfängerlötstellen: zuviel Lötzinn, zuwenig Flussmittel, zu
wenig Hitze.
Dieses Foto zeigt recht normale Lötstellen:
weniger Lötzinn, reichlich Flussmittel, ausreichend Hitze.
Die Lötkolbenspitze muss sauber und mit flüssigem Zinn
überzogen sein. Ansonsten ist der Wärmekontakt zur Lötstelle
schlecht, und die Lötstelle erhitzt sich nur sehr langsam.
Verzunderungsfreie Dauerlötspitzen sind ihr Geld wert. Lötspitzen
mit dünner kegelförmiger Spitze (nadelförmig oder bleistiftförmig)
sind nicht die erste Wahl, da ihre kleine Kontaktfläche zur
Lötstelle eine gute Erwärmung der selbigen schwierig macht. Besser
sind "meißelförmige" Lötspitzen, die an der Spitze 1,5 .. 2 mm
breit sind.
Vielbeinige Schaltkreise sollte man von den mittleren zu den
äußeren Beinchen hin löten, und Pausen einlegen, damit der IC sich
nicht zu sehr aufheizt.
SMD
SMD-Bauelemente sollte man nur auf vorher dünn verzinnte Flächen
auflöten. Zum SMD-Löten gibt es verschiedene Technologien. Zum
einen kann man durchaus mit einem normalen Lötkolben und
Lötzinn-Draht arbeiten. Besser geht es allerdings mit einem
Heißluftlötkolben und Lötpaste. Man kann sich auch einen
Reflowofen bauen.
Lötkolben
Für die kleinen SMD-Bauteile ist eine feine Lötkolbenspitze
Pflicht. Der Lötkolben sollte niemals auf das Bauelement gesetzt
werden, sondern von der Seite den Anschluss erhitzen. Bei SMDs
sollte sparsam mit Lötzinn umgegangen werden.
Versehentliche Lötzinnbrücken lassen sich leichter
entfernen, wenn man sie mit reichlich Flussmittel wiedererhitzt.
Gleichzeitig kann man überflüssiges Zinn mit Entlötlitze
(feinadrige mit Kolophonium getränkte Kupferlitze) entfernen. Dazu
legt man die Entlötlitze auf die Lötstelle, und setzt dann den
Lötkolben auf die Entlötlitze, um die Lötstelle durch die
Entlötlitze hindurch zu erhitzen. Auf diese Art und Weise lassen
sich auch filigranste
Schaltkreise sehr sauber
verlöten.
Heißluftlötkolben
Der Heißluftlötkolben wird immer zusammen mit Lötpaste (anstelle
des festen Lötzinndrahtes) verwendet. Diese Paste ist ein Gemisch
aus fein gemahlenem Lötzinn und Flussmittel, das in einer kleinen
Plastikspritze mit feinster Dosierspitze geliefert wird. Auch hier
sollte man eine bleihaltige "No-Clean"-Version bevorzugen.
Mit der Dosierspitze wird auf der Platine auf jedes Pad für das
zu verlötenden Bauteil eine Kleinstmenge Lötpaste gegeben. Mit
einer Pinzette greift man dann das Bauteil und platziert es auf
die Platine. Dabei drückt man es mit seinen Anschlüssen in die
Lötpastepunkte. Nun nimmt man den Heißluftlötkolben und stellt ihn
auf 270 °C (für bleihaltige Lötpaste) und geringen Luftstrom
(ansonsten pustet man anschließend die Bauteile von der Platine).
Mit dem Heißluftlötkolben pustet man nun heiße Luft vertikal von
oben auf das Bauteil mit seinen Anschlüssen, während man leicht
kreisende Bewegungen ausführt. Nach kurzer Zeit verflüssigt sich
das Flussmittel, einige Zeit später auch das Lötzinn. Die
Oberflächenspannkraft des Lötzinns zieht nun auch das Bauteil
exakt in die korrekte Lage (deshalb nicht von der Seite und nicht
zu stark pusten). Nun kann man die Lötstelle abkühlen lassen. Es
gibt diverse Totorials auf YouTube zu diesem Thema.
Nach einigen Versuchen hat man ein Gefühl für die richtige
Lötpastenmenge gefunden, und kann immer mehrere Bauteile in einem
Durchgang bestücken.
Auch SMD-ICs mit kleinem Pinabstand sind kein Problem, da die
Oberflächenspannung der flüssigen Lötpaste zusammen mit dem
Flussmittel ein Zusammenlaufen der Pads vermeidet (wenn man nicht
viel zu viel Paste verwendet).
Reflowofen
Ein Bastler-Reflow-Ofen ist in der Regel ein umgebauter
kleiner Elektroofen, der mittels Temperatursensor und
Steuerelektronik in der Lage ist, seine Innentemperatur genau zu
kontrollieren und festgelegte Temperaturabläufe genau einzuhalten.
Wenn man mit einem Reflowofen arbeiten will, muss man vorab alle
Lötpads der gesamte Platine mit Lötpaste versehen und alle
SMD-Bauteile dann in die Lötpads platziert haben. Dann schiebt man
die Platine in den Reflowofen und dieser erhitzt die Platine nach
einem vorgegebenen Programm, bis alle Bauteile mit der Platine
verlötet sind. Man kann also nicht schrittweise bestücken.
Der Einsatz eines solchen Ofens ist eigentlich nur bei
Kleinserien sinnvoll. Wenn man Platinen von einem Platinenservice
herstellen lässt, dann kann man dort für einen kleinen Auftreis
auch eine Schablone zum Applizieren der Lötpaste bekommen. Das ist
meist ein dünnes Stahlblech (oder eine dicke Folie) in der die
Pads der Platine ausgestanzt wurden. Man legt diese Schablone auf
die Platine und positioniert sie exakt über den Pads. Nun gibt man
Lötpaste auf die Schablone und streicht sie mit einem Spachtel so
über die Schablone, dass sie die ausgestanzen Löcher füllt. Mit
ein wenig Übung lässt sich so die Lötpaste genau dosiert auf alle
Pads der Platine in kurzer Zeit auftragen.
Für Einzelstücke Lohn sich dieser Aufwand meist nicht. Der
Reflowofen hat auch einige Nachteile. So braucht er Platz, der im
Bastelraum, immer knapp ist. Außerdem man kann mit Ihm keine
einzelnen Bauteile aus- oder einlöten. Man braucht also ohnehin
noch einen Heißluftlötkolben.
Gesundheit
Die beim Löten entstehenden Dämpfe sind der Gesundheit nicht
zuträglich und sollten nicht eingeatmet werden. Bei kleinen
Lötprojekten halte ich immer die Luft an, wenn sich meine Nase
gerade direkt über der Platinen befindet. Wenn man längere Zeit
lötet, ist das aber nicht gerade ideal. Professionelle
Absauganlagen, die die Dämpfe durch ein Plastikrohr in eine
Filterbox absaugen sind im Hobby-Bereich in der Regel zu teuer.
Einfache Absauger, die man auf den Tisch stellt, und die dann die
Luft durch ein Aktivkohlematte absaugen sollen erscheinen mir
ineffizient.
In der Praxis funktioniert es aber ganz gut, wenn man einen Lüfter
(z.B. einen 12-cm-Lüfter für einen PC) so aufstellt, dass er Luft
über die Arbeitsstelle bläst. Damit werden die schädlichen Dämpfe
dann weggeblasen, und die Schadstoffe schlagen dann irgendwo
anders im Raum nieder. Das ist nicht perfekt, aber besser als die
Schadstoffe in der Lunge anzusammeln.
Früher habe ich nur mit Kolophonium versiegelt, aber manche
10-15 Jahre alte Platine weist inzwischen Oxydschichten auf dem
Kupfer auf.
Verzinnte Platinen (und das ist bei mir
der Standard) versiegel ich nie.
Im Vergleich dazu sind heutige
Verfahren geradezu elegant.